Verlass dich auf den HERRN von ganzem Herzen, und verlass dich nicht auf deinen Verstand, sondern gedenke an ihn in allen deinen Wegen, so wird er dich recht führen.
Spr 3:5f
Amen! Gott ist vertrauenswürdig, wie kein anderer! Es ist ein Privileg, wenn Er uns auf Seinen vollkommen durchdachten und optimierten Wegen führt, um uns das Beste zukommen zu lassen und auch unser Umfeld langfristig optimal zu beeinflussen! Aller Dank sei Ihm dafür!
Gewundert hatte ich mich allerdings schon öfters über die Aufforderung „verlass dich nicht auf deinen Verstand“. Wie soll ich das verstehen? In der Bibel wird der Verstand doch fast durchgängig als Gabe Gottes gelobt, die zu erwerben und mehren jedem dringlichst angeraten ist. Auch in unserer Welt gilt der Verstand als in etwa das Objektivste, was uns zur Verfügung steht und es gilt als zweckmäßig sich auf ihn zu verlassen, anstatt Gefühlen oder unreflektierten Gedankenimpulsen nachzugehen.
Das ist idR. auch richtig – unser Verstand berücksichtigt andere, wenn das Gefühl v.a. uns selber Gutes tun will – und umgekehrt. Der Verstand hat Machbarkeit und Konsequenzen im Blick, was Wünsche und Ideen nicht haben und auch nicht haben sollen, damit sie sich erst einmal entfalten können.
Der Verstand ist sehr nützlich … aber er ist nicht alles! Wer seine Ernährung ausschließlich vom Verstand bestimmen lässt, und nicht so etwas wie ein Lieblingsessen hat, das er sich ab und zu gönnt, stammt sicher nicht von diesem Planeten oder hat sich eine Therapie verdient.
Was macht unser Leben lebenswert? Es gibt wohl kaum etwas Schönes oder Begehrenswertes, was ausschließlich durch den menschlichen Verstand zustandegebracht worden ist. Wer – wenn er es sich aussuchen kann – möchte lieber in einem hässlichen, klotzigen Gebäude aus der Epoche vergangener Diktaturen und ihrer auf Funktionalität zurechtgestutzden Architektur leben, als in einer liebevoll und freundlich gestalteten Umgebung, an deren Gestaltung Verstand, Inspration und Gefühl in sinnvollem Verhältnis beteiligt waren?
Eine wesentliche Leistung unseres Verstandes besteht darin, seine eigenen Grenzen zu kennen, darin aktiv zu sein, worin er gut ist und alles andere denen zu überlassen, die es besser können!
Und in diesem Sinne möchte o.g. Bibelzitat an die Grenzen unseres geschätzten Verstandes erinnern. Es versteht sich eigentlich von selbst, dass der Verstand Gottes unendlich viel mehr kann, als der des Menschen, welcher einfach nur Gottes Abbild ist – mit allen Wundern, die das Menschsein beinhaltet, was wiederum auf die Größe Gottes schließen lässt.
Aber was ist das Ziel, um das es hier geht?
langes Leben … gute Jahre und Frieden … Gnade und Treue … Freundlichkeit und Klugheit …, die Gott und den Menschen gefallen.
V2ff
Sicher kann der Verstand seinen Beitrag dazu leisten, dass ein Leben nicht vorzeitig endet, man es ganz gut aushalten kann und sich einigermaßen sozialverträglich verhält. Aber kann man sich auf ihn denn so richtig verlassen? Welchen Einfluss hat jemandes Verstand darauf, dass er nicht unheilbar krank oder hinterrücks ermordet wird, Konjunktur und politische Gegebenheiten sich optimal entwickeln, und er bei Gott und den Menschen durchgängig beliebt ist?
Es gibt Dinge, die der Verstand leisten kann und soll und andere, die außerhalb seiner Reichweite stehen. Er kann ein gutes Korrektiv sein, aber Inspirationen bringt er – wie das Wort bereits sagt – nicht hervor. Der Verstand versteht, aber das, was es zu verstehen gibt, muss bereits da sein. Der Verstand empfängt und verarbeitet Folglich braucht er eine Quelle außerhalb seiner selbst!
Das Wort „בִּֽ֝ינָתְךָ֗“ (Binateka) steht auch für Unterscheidungsvermögen. Damit ich etwas unterscheiden kann, muss etwas Unterscheidbares vorhanden sein. Darauf, dass das so ist, hat das Unterscheidungsvermögen selbst jedoch keinen Einfluss. Der Verstand ist mit einer Maschine Vergleichbar. Sie muss eingesetzt werden und braucht ihren Input. Sie setzt sich nicht selbst ein, und das ist gut so. Niemand möchte, dass sich ein Bulldozer oder ein großes Schiff von selbst in Bewegung setzt, ohne dass jemand am Steuer sitzt.
Der Verstand ist nicht Gott. Nur Letzterer hat sowohl das Ganze als auch alle Details jederzeit im Blick. Der Mensch – ob gläubig oder nicht – kennt das Allermeiste, was Einfluss auf sein Leben hat, nicht ausreichend. Sonst wären wir niemals von Neuigkeiten überrascht. Gnade, die uns so richtig weiterbringt, kann nur Gott geben. Freundlichkeit, die nicht geheuchelt ist, beruht auf Sympathie, die der Verstand – auch wenn er einen gewissen Einfluss haben kann – nicht von alleine zustandebringen kann. Es wäre auch alles andere als gesund, es zu versuchen.
Aber noch etwas anderes fällt auf: Der deutsche Begriff kommt ja von „verstehen“. Ist unser Verstehen immer so objektiv, wie wir es gerne hätten? Gibt es keine Missverständnisse zwischen Menschen? Erfassen wir Situationen mit allen Details und ihren Auswirkungen immer korrekt? Wozu die vielen Coachings für gute Kommunikation? Verstehen Hersteller immer, was ihre Kunden benötigen? Wenn es nicht ein Glücksfall wäre, dass so etwas gelingt, wären uns die großen High-Tech-Konzerne nicht bekannt. Es wäre ja normal, dass sich jedes beliebige Handy optimal bedienen lässt. Gebrauchsanweisungen wären nicht mehr nötig. Viele Qualitätssicherungsaktivitäten wären überflüssig. Darüberhinaus würden die meisten Ehen nicht mehr geschieden werden und auch die meisten Freundschaften ewig halten.
Ich habe, mein Lieber, wieder bei diesem kleinen Geschäft gefunden, daß Mißverständnisse und Trägheit vielleicht mehr Irrungen in der Welt machen als List und Bosheit.
Goethe, 1771
Wird unser Verstand nicht ausschließlich mit dem gefüttert, was wir wissen bzw. glauben? Das wiederum ist einerseits begrenzt auf die Korrektheit der Informationen, die uns vorliegen, andererseits darauf, wie gut wir alles tatsächlich verstanden haben! Bei einer Vielzahl von Informationen, ist unser Verstehen nicht immer mit ganzer Aufmerksamkeit präsent. Er ist nicht nur durch seine Natur begrenzt sondern auch durch die Menge und Brauchbarkeit dessen, was ihm zur Verfügung steht. Was er nicht weiß, kann er nicht verarbeiten und Fehlinformationen führen zu falschen Schlüssen.
Der Verstand dessen, der uns unseren Verstand gegeben hat, ist hingegen unbegrenzt, hat alles im Blick und arbeitet auf optimale Weise mit Seiner Liebe und Seiner kreativen Genialität zusammen!
Weißt du nicht? Hast du nicht gehört? Der HERR, der ewige Gott, der die Enden der Erde geschaffen hat, wird nicht müde noch matt, sein Verstand ist unausforschlich.
Jes 40:28
Hier gibt es keine Begrenzungen! Hier können und sollen wir andocken und von dem profitieren, was bereits optimal vorbereitet ist und für uns bereitsteht! Ihm, und allem, was Er zugesagt hat, zu vertrauen, ist essentiell und es ist nicht Aufgabe unseres Verstandes, im Weg zu stehen und sich über dessen Glaubwürdigkeit und Zuverlässigkeit zu erheben. Wir sind nicht besser als Er! Er zeigt vielmehr, womit wir unseren Verstand beschäftigen sollen, und was wir davon haben:
… gedenke an ihn in allen deinen Wegen, so wird er dich recht führen
Spr 3:6
Das Betrachten der Güte Gottes und wie Er sich uns gegenüber immer wieder gezeigt hat, ermöglicht uns die richtigen Rückschlüsse zu ziehen, nämlich, dass Er auch heute so gut, zuverlässig und uns zugewandt ist, wie Er es immer gewesen ist, und dass es das Vernünftigste ist, Ihm vom ganzen Herzen zu vertrauen und im Einklang damit zu handeln!
gedenke des ganzen Weges, den dich der HERR, dein Gott, geleitet hat … Deine Kleider sind nicht zerrissen an dir, und deine Füße sind nicht geschwollen … So erkennst du ja in deinem Herzen, dass der HERR, dein Gott, dich erzogen hat, wie ein Mann seinen Sohn erzieht. So halte nun die Gebote des HERRN, deines Gottes, dass du in seinen Wegen wandelst und ihn fürchtest. Denn der HERR, dein Gott, führt dich in ein gutes Land, ein Land, darin Bäche und Quellen sind und Wasser in der Tiefe, die aus den Bergen und in den Auen fließen, ein Land, darin Weizen, Gerste, Weinstöcke, Feigenbäume und Granatäpfel wachsen, ein Land, darin es Ölbäume und Honig gibt, ein Land, wo du Brot genug zu essen hast, wo dir nichts mangelt, ein Land, in dessen Steinen Eisen ist, wo du Kupfererz aus den Bergen haust. Und wenn du gegessen hast und satt bist, sollst du den HERRN, deinen Gott, loben für das gute Land, das er dir gegeben hat.
5.Mo 8:2ff
Gott, wird immer Neues zustandebringen und will uns mit überwältigenden Segnungen überraschen, die wir uns bloß nicht entgehenlassen sollen! Seine Motivation ist und bleibt bleibt unübertroffene Liebe, Seine Macht ist unbegrenzt und Seine Genialität unerreicht! Er hat auch heute Lösungen, wo uns die Mittel ausgehen, und wie gut war es immer, sich an den zu wenden, von dem sowieso alles abhängt! Er ändert sich nicht und das ist gut so!
Heiliger Geist, ordne Du unseren Verstand und unseren Umgang mit ihm und allen Ressourcen. Erfülle und gebrauche Du alles in optimaler Weise, und habe Du alle Anerkennung für alles, was Du tust! In Jesu Namen Amen!
Verlass dich auf den HERRN von ganzem Herzen, und verlass dich nicht auf deinen Verstand, sondern gedenke an ihn in allen deinen Wegen, so wird er dich recht führen.
Spr 3:5f